Mein Tag wurde und wird heute vom Andenken meiner Oma begleitet. Obwohl heute weder ihr Namenstag; Sterbetag; noch ihr Geburtstag ist, haben sich viele meiner Gedanken an sie gerichtet. Das kam einfach so, als ich zu meiner Tante ging, um ihr zum 76ten zu gratulieren. Da sprachen wir auf einmal von "Früher" und von meiner Oma Babett. Wie sie und wie es damals eben war, als ihr Mann 1956 gestorben ist und sie mit ihren vier Kindern - teils erwachsen, teils jugendlich - allein die Felder und Wälder bestellen musste. Viel Tragik, aber auch viel Schönheit und Bescheidenheit schwangen in den Erzählungen meiner Tante mit. Ich bekam einen Kloß im Hals, ob der vielen Entbehrungen, die zu dieser Zeit für die Landmenschen auch nicht gerade leicht hinzunehmen waren, aber in guter Manier Gott aufgeopfert wurden. So ging meine Oma mit ihren Kindern durch sämtliche Widernisse hindurch. Abends, nach der Kartoffelernte im Rosenkranzmonat Oktober, wurden meine Tanten und mein Vater noch zum Rosenkranz in die Kirche geschickt und es wurde gebetet. Immer. Sie war auch im Jahre 1990 die treibende Kraft hin zum Gebet. Keiner rührte sein Mittagessen (mittlerweile gekocht von meiner Mutter) an, bevor nicht das Vater Unser gebetet wurde. Ich glaube ich konnte dieses Gebet nur auswendig, weil meine Oma es jeden Tag mit uns betete.
Oma lebte nach dem Tod ihres Mannes 43 Jahre lang als Witwe und starb auch als Witwe 1999 in unserem Haus. im Alter werden die meisten Menschen ein bisschen schwierig, besonders jene vom Schlag: "arbeitswütig und nicht ruhen wollen können". Zu denen gehörte meine Oma und es war nicht schön für sie, die meisten Arbeiten, die sie bis zu ihrem 90. Lebensjahr getätigt hatte, in ihren letzten Lebensjahren nicht mehr ausführen zu können. Ja, sie wurde ein Pflegefall. Eines Tages entschlief sie friedlich, im wahrsten Sinne des Wortes, in ihrem Bett. Der Rosenkranz in ihren Händen.
Sie ist ein großes Vorbild für mich geworden. Deswegen schreibe ich es hier auf. Denn auch wenn sie vom Recht her noch einmal hätte heiraten können, so war ihr das Andenken ihres Mannes und das intensive Glaubensleben wichtiger, als ein zweites Durchstarten. Da die Kinder aus dem Gröbsten heraus waren, konnte sie sich dann auch ihren vielen Pilger-und Wallfahrten widmen, von denen sie mir einige Gegenstände hinterlassen hat. Ich erzählte auf meinem alten Blog schon einmal von der "wundertätigen Lourdes-Kerze" :-).
Ja ja, meine Oma... erst nach und nach bemerkte ich, was ich an dieser Frau wirklich hatte. Ich vermisse sie heute so sehr.
Wenn sie noch auf Erden leben würde, hätte ich wohl schon die x-te Wallfahrt mit ihr unternommen, aber dann wäre sie heute auch schon 104 Jahre alt. Sie starb mit 93. Ihr Grab ist für uns das ganze Jahr über ein wichtiger Ort.
3 Kommentare:
Oh ja, diese tiefe Gläubigkeit kenne ich auch noch von meinen Großeltern, die einen Hof in Norddeutschland bis ins hohe Alter bewirtschafteten. Es gab vor jeder Mahlzeit ein Tischgebet und für unseren Herrn Jesus Christus war am Eßtisch immer ein Platz reserviert, egal wieviele Leute am Tisch saßen. Leider ist diese alte Tradition mit der nächsten Generation nicht weitergeführt worden und wird wohl bald in Vergessenheit geraten. Wir werden eines Tages bitter den Wegfall und Ausverkauf unseres abendländischen Glaubenslebens bereuen!
Yes zum Artikel, Ja zum Kommentar. So isses.
Und ich denke dass diese Reue schon heute beginnt, aber sie ist leider noch nicht so groß und sichtbar, als dass ein Bewusstsein in der Öffentlichkeit dafür entstehen könnte.
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